von Hobby Boss im Maßstab 1/72
„Dance with dead“/ Hanoi-Area/ Nordvietnam 1972
von Stefan Szymanski / Juli 2022
Zur Geschichte: bei der Sam-2 handelt es sich um ein in den 50iger Jahren entwickelten Flugabwehrsystem aus der ehemaligen Sowjetunion, welches bis heute noch im Einsatz und damit eins der verbreiteten und genutzten Flugabwehrraketensystem überhaupt ist.
So kam dieses Flugabwehrsystem auch auf Seiten Nord-Vietnams im Vietnamkrieg zum Einsatz und war für die hohen Verlustzahlen der US-Luftwaffe und Navy verantwortlich. Bis 1972 waren ungefähr 65 S-75-Stellungen in Nord-Vietnam verteilt und spielten u.a. bei der Luftverteidigung während der US-Operation „Linebacker II“ eine tragende Rolle. Während dieser US-Luftoffensive konnten allein 15 B-52-Bomber und 10 andere Kampfflugzeuge mit Hilfe der S-75 abgeschossen werden, deren Trümmer man noch heute in Hanoi besichtigen kann.
„Dance with dead“ war dabei die zynische Ausdrucksweise der US-Kampfpiloten, die damit die wilden Flug- und Ausweichmanöver umschrieben, um einen Abschuss dieser Waffe zu entgehen.
Auch ein gewisser John McCain (späterer US-Präsidentschaftskandidat) wurde Opfer der S-75 und im Oktober 1967 über Nord-Vietnam abgeschossen und geriet dabei bis Kriegsende in nord- vietnamesische Gefangenschaft.
Zum Modell: es ist mehr als begrüßenswert, dass sich Hobby Boss dieser bisher stark vernachlässigten Thematik angenommen hat und sich nun auch der Flugabwehr widmet. Der Kit beschränkt sich dabei auf eine sehr überschaubare Anzahl von Bauteilen, die selbst einen Anfänger vor keinerlei Probleme stellen sollte. Die Bauteile weisen dabei eine ausreichende Detaillierung auf, lassen aber natürlich auch noch Luft nach oben. Eine leicht verständliche Bauanleitung und Decalbogen, der sich vorwiegend auf Markierungen der Boden-Luft-Rakete beziehen, runden die Sache dabei positiv ab.
Der Bau: wie schon weiter oben beschrieben, setzt sich der Bausatz aus nur wenigen Bauteilen zusammen, ist ziemlich einfach strukturiert und war dementsprechend nach kürzester Zeit komplett montiert (ca. 3-5 Stunden). Auf Zusatzdetaillierungen wurde verzichtet und ich baute das Modell ganz klassisch „nackt aus der Schachtel“. Trotz der guten Passgenauigkeit kommt man aber im Bereich des Trägerarms an kleineren Spachtel- und Schleifarbeiten nicht vorbei, was dem Aufbau der jeweiligen Bauteile geschuldet ist.
Die Lackierung: als Basis diente hier das „Zashchitniy-Zeleno (Russian-Postwar-Green“ von Ammo of Mig (A.MIG-083), welches ich hier zum Teil noch weiter aufhellte. Im Vietnamkrieg war damals schon Tarnung Trumpf, so dass hier die Boden-Luft-Rakete auch einen dezenten Tarnanstrich erhalten sollte. Dabei kam zu dem „Postwar-Green“ noch ein „Medium Brown“ (A-MIG-070) zum Einsatz. Um einen farblichen Kontrast zu schaffen, beließ ich nur die erste Trägerstufe in dem bekannten Grau. So fanden auch nur hier die beiliegenden Decals Verwendung. So kann man davon ausgehen, dass diese Boden-Luft-Raketen erst in Vietnam die Tarnung erhielten, so dass vorher angebrachte Wartungshinweise etc. über-lackiert wurden.
Nach der eigentlichen Lackierung folgten die alt bekannten Schritte der künstlichen Alterung, wobei Filter und Washings zum Einsatz kamen. Mit einer finalen Mattlack-Versiegelung waren die Arbeiten an der SAM damit abgeschlossen.
Bau des Dioramas; während des Vietnamkriegs waren diese Abschussstationen meist in primitiven Boxen unterbracht, bzw. von mannshohen Sandwällen geschützt. Zwar schwebte mir zu Anfang auch solch eine Szenerie durch den Kopf, doch nahm ich davon wieder Abstand, da es die Grundfläche des Dioramas unnötig vergrößert hätte und ich eher ein Anhänger der Theorie und Praxis bin, vieles auf kleinen Raum zu komprimieren. Also sollte hier eine einfache Vegetation im Focus stehen.
Den Anfang machte hier wieder die passende Pressspanplatte inklusive Zierleisten. Mit Füllspachtel gestaltete ich die grobe Bodenstruktur, die ich dann mit Vogelsand und Heilerde weiter aufarbeitete. Die farbliche Bodengestaltung erfolgte ausschließlich mit Pigmenten, in diesem Fall „Vietnam Earth“.
Anschließend wurde mit Hilfe eines Beflockers Statikgras aufgebracht, welches ich noch mit diversen Grasbüscheln weiter ausarbeitete. Nachdem ich alles farblich ein wenig angepasst hatte, konnten nun noch diverse Pflanzen gesetzt werden. Hier greife ich mittlerweile immer wieder auf die Vegetationssets von Ammo of Mig zurück, die sich auch für den kleinen Maßstab hervorragend eignen. Auch hier folgte mit Hilfe von diversen Filtern noch eine farbliche Anpassung. Zu guter Letzt überzog ich das ganze Diorama mit einem staubigen Tamiya „Buff“.
Die passenden Figuren: gab es leider nicht! So ließ ich mir von Germania-Figuren genau geeignete Figuren nach meinen Vorstellungen kreieren und drucken. Nicht unbedingt die billigste Lösung, aber manchmal einfach unumgänglich, gerade wenn man selbst kein guter Figurenbauer ist, aber große Ansprüche hat. Die Figuren sollen dabei eine Szenerie beschreiben, bei der man am fernen Himmel ein Flugzeug entdeckt oder sogar einen Luftkampf verfolgt und den Rest der Truppe seine Entdeckung mitteilen möchte. Eine Szenerie, die sich mit Sicherheit auch mit anderen Modellen kombinieren lässt.
Die Figuren wurden nach einer hellen Grundierung ausschließlich mit Ölfarben bemalt, wobei hier noch ein dezentes Washing, Drybrushing und auch Filtering folgte. Erst nach einer finalen Mattlack-Versiegelung erhielten die kleinen Kerle ihren bestimmten Platz auf dem Diorama.
Fazit: die SAM-2 von Hobby Boss ist eine willkommene Sache für den „modellbauerischen Snack zwischendurch“. Der Kit ist in schnellster Zeit zusammen gebaut, stellt auch den Anfänger vor keinerlei Probleme, lässt aber auch für den Detailverliebten Luft nach oben. Ein weiteren Pluspunkt gibt es dafür, dass man sich hier auch endlich mit einem Rahmenthema des militärischen Konflikts auseinandersetzt und zwar der Luftabwehr. So kann man nur hoffen, dass hier im Laufe der Zeit noch der eine oder andere Kit zum gleichen Thema folgen wird.
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