Französisch-Indochina 1953
von Stefan Szymanski / September 2024
Zur Geschichte: Die eigentlichen Ursprünge des M29 gehen auf geplante US-Kommando-Unternehmen in Norwegen 1942 zurück. So plante man hier, Kraftwerke zu zerstören, mit denen die Deutschen „Schweres Wasser“ gewinnen konnten, welches wiederum der Herstellung waffenfähigen Plutoniums diente. Mit diesen geländegängigen Kettenfahrzeugen sollten auch in der unwegsamen Schneelandschaft Norwegens mehrere Ziele erreicht werden können.
Der M29 wurde in verschiedenen Varianten eingesetzt, die vorwiegend logistischen Aufgaben diente. Bei der C-Variante handelte sich um ein amphibische Version des M29, die gerade bei den Franzosen im Indochina-Krieg (1946-54) unter den Beinamen „Crabe“ Verwendung fand.
Insgesamt wurden von 1942-45 knapp über 15.000 Stück des M29 „Weasel“ hergestellt.
In der zivilen Variante fand der M29 in der Polarforschung Verwendung und versah dort bei den Norwegern bis in die 80iger Jahre seinen Dienst.
Der Bausatz: Der Resinbausatz von Hauler verfügt über die für den Hersteller typisch gute Qualität. So zeigen alle Bauteile eine gute Detaillierung auf. Als ein typisches Manko von Resinbausätzen kann man vielleicht die üppigen Angussblöcke sehen, die mit Säge entfernt und anschließend versäubert werden müssen. Zu den Resinbauteilen enthält der Kit einen kleinen Ätzteilbogen, der alle nötigen Kleinteile abdeckt. Abzüge in der B-Note gibt es für das fehlende Verdeck. Hier hätte man sich vielleicht die Alternativen eines geschlossenen, sowie geöffneten Verdecks gewünscht. Eine gut strukturierte und verständliche Bauanleitung, sowie ein kleiner Decalbogen, der sich nur auf amerikanische Versionen des Zweiten Weltkriegs bezieht, runden das erste Erscheinungsbild ansonsten positiv ab.
Der Bau: Der Anfang bestand in der Entfernung der üppigen Angussblöcke, sowie das Versäubern der Resin-Einzelbauteile. Ein zum Teil mühseliger Arbeitsschritt, der sich gerade bei Resinbausätzen nur selten vermeiden lässt.
Da die Seitenschürzen (Bauteile 9 und 10) gerade in Indochina kaum Verwendung fanden, dementsprechend eingeklappt oder komplett demontiert wurden, musste dies auch beim Bau berücksichtigt werden. So trennte ich mit Hilfe eines Skalpells die Schürzen von der Halterungsschiene und montierte nur diese am Rumpfteil (Bauteil 1).
Als wirklich kniffelig gestaltete sich der Zusammenbau des Kettenlaufwerks. Hier war ganz genaues Arbeiten angesagt, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Eigentlich bevorzuge ich es, einen Bausatz zwecks besseren Handlings bei den Lackierungsarbeiten in verschiedene Baugruppen aufzuteilen. Doch schien mir diese Arbeitsweise bei diesen Kit und der Aufteilung des Laufwerks als kontraproduktiv, so dass ich hier eine komplette Montage vor der Lackierung ins Auge fasste.
Bei der Windschutzscheibe wich ich von der Bauanleitung ab. So sollten die beiden Ätzteile 11 und 12 beidseitig mit einer Klarsichtfolie verklebt werden. Ein Arbeitsschritt, der bei den folgenden Lackier- und Alterungsarbeiten für Komplikationen sorgen konnte. Also verzichtete ich auf die Klarsichtfolie und montierte direkt die beiden Ätzteile. Zwei passend zurecht geschnittene Folien sollten erst nach Abschluss aller anderen Arbeiten zum Ende mit den Scheibenwischern eingeklebt werden.
Da ich mich für den Bau der französischen „Crabe“-Version entschieden hatte, mussten nun noch einige Upgrades vorgenommen werden. So gestaltete ich aus einer eingerollten Plane aus der Restekiste und Kupferdraht das Verdeck im zusammengeklappten Zustand.
Aus Plastiksheet und Teilen aus der allseits bekannten Restekiste fertigte ich den MG-Stand im mittigen Bereich des M29.
Zwar beinhaltet der Bausatz die Möglichkeit zur Gestaltung dreier Sitzmöglichkeiten im Heckbereich, doch verzichtete ich auf den mittigen Sitz und platzierte stattdessen dort eine Funkanlage, die eigens von uns im 3D-Druck gestaltet worden war.
Zwar zeigen viele Originalbilder im Bugbereich einen dünnblechigen Aufbau auf, doch konnte ich mich damit nicht wirklich anfreunden. So störte es in meinen Augen das Gesamtbild. Zu gute kam mir, dass dieser Aufbau nicht immer Verwendung fand. So konnte ich guten Gewissens darauf verzichten.
Die Lackierung: Als Basis diente mir hier ein „US Olive Drab Post WW2“ von Ammo/ Mig (A.MIG-081), welches ich immer wieder punktuell mit einem „Sand grey“ (A.MIG-0067) aufhellte, um eine gewisse Tiefenwirkung zu verstärken. Anschließend folgte ein kräftiges Drybrushing mit einem hellen Grün (A.MIG-0608), um diesen Effekt weiter zu verstärken. Auch alle anderen kleineren Farbarbeiten erfolgten nun mit dem Pinsel. Nachdem alle allgemeinen Farbarbeiten erledigt waren und das ganze Modell eine Vollversiegelung mit Glanzklarlack erhalten hatte (Vallejo 70.510), konnten nun die Decals aufgebracht werden. Dabei griff ich auf einen Decalbogen von Star Decals zurück (72-A1028), der sich auf verschiedene Fahrzeuge der Franzosen im Indochina-Krieg bezieht. Nach Aufbringung der Decals und anschließender Versiegelung mit Klarlack, konnte man sich nun mit der Alterung befassen.
Die Alterung: Da ich nicht in Erfahrung bringen konnte, ob der Rumpf des M29 in Leichtbauweise aus Aluminium gefertigt worden war, arbeite ich eher dezent mit Rostfarben und brachte diese nur dort zum Einsatz, wo auch beim Original am meisten mit Verschleiß und Korrosion zu rechnen gewesen war. Mehr Augenmerk legte ich dagegen auf Wetterschlieren. Hier arbeitete ich mit verschiedenen Grüntönen (unverdünnte Ölfarbe), die ich mit einem gekürzten Pinsel vertikal abstrich und bearbeitete, bis ich mit dem jeweiligen Ergebnis zufrieden war. Als nächstes folgte ein dunkelbraunes, punktuelles Washing, welches ich mit einem dezenten sandfarbenen Drybrushing (Revell 89) optimierte. Zu guter Letzt folgten die Filter. Während ich am ganzen Modell ein „Tan for tritonal Camo“ setzte (MIG F242), kam auf den horizontalen Flächen zum Teil ein „Sun Bleach“ (F430) zum Einsatz. Anschließend musste das ganze Modell nur noch mit einem matten Finish (Vallejo 69.702) versiegelt werden.
Nach einer ausreichenden Trocknungszeit war nun die Zeit für die Pigmente gekommen, die vorwiegend im Fahrwerksbereich und Laufketten zum Einsatz kamen. Die Hauptkomponenten spielten dabei ein „Vietnam Earth“ (MIG P031) und ein „Dark Mud“ (MIG P033), die ich mit Hilfe von White Spirit in den erwähnten Bereichen aufbrachte. Beide Pigmente sollten auch im späteren Diorama zum Einsatz kommen. Da ich eine „Crabe“ darstellen wollte, die erst kürzlich dem Wasser entsprungen war, gestaltete ich den unteren Bereich des Modells nass/ feucht. Dabei griff ich auf „Wet Effects“ (MIG P409) zurück, welches ich großzügig im Kettenbereich und Umfeld aufbrachte. Zwar schluckten die Pigmente zum Teil diesen Nass-Effekt, doch wirkte das Gesamtergebnis absolut zufriedenstellend.
Nun mussten nur noch die Scheiben inklusive Scheibenwischer montiert und ein wenig verschmutzt werden. Eine aus dünnen Federstahl gefertigte Funkantenne markierte dann den Abschluss am Modell.
Das Diorama: Wie bei all meinen Projekten, hatte ich schon zu Beginn der Arbeiten ein gewisses Bild vor mir, wie der M29 im Diorama „wirken“ sollte. Ein wenig Wasser, üppige Vegetation und eine passende Buschhütte sollten hier die Hauptkomponenten bilden. Um die genauen Proportionen/ Ausmaße des Dioramas bestimmen zu können, galt das erste Augenmerk der Buschhütte. Nach langen Suchen und Überlegen griff ich hier auf die Hütte des „Jungle Outpost“-Sets von Airfix zurück. Der erste Blick war hier alles andere als vielversprechend. Kein Wunder, immerhin erblickte dieser Set schon im Jahr 1977 das Licht der Modellbauwelt.
Dementsprechend betagt erschienen auch die jeweiligen Bauteile. Einen Innenstruktur war quasi nicht vorhanden und auch die eigentlichen Außenstrukturen schienen nicht mehr zeitgemäß. Trotz alle dem und zu dem Zeitpunkt fehlenden Alternativen war aber nun mein Ehrgeiz geweckt und es ging voller Elan ans Werk. Der Zusammenbau bereitete dabei keinerlei Probleme und war in kurzer Zeit erledigt. Einige Stellen wurden dabei von mir leicht optimiert und der vordere Leiterzugang versetzt, was der späteren Position im Diorama geschuldet war.
Das Dach behandelte ich als separates Bauteil, welches erst später seinen festen Sitz auf der Hütte erhalten sollte. Um den Aufbau der Holzpfähle zu stabilisieren und damit das Handling zu verbessern, klebte ich die Hütte auf eine passend zurecht geschnittene Balsaholz-Platte.
Bevor die Farbarbeiten begannen, füllte ich Ritzen der Bodenstämme mit Heilerde auf und fixierte diese mit Pigment-Fixer, um die ein wenig überzogene Bodenstruktur ein wenig zu kaschieren.
Bei der Farbgebung arbeitete ich mit verschiedenen Brauntönen, wobei ich hier ausnahmsweise aus Gründen der Nostalgie auf Humbrol-Farben setzte.
Im Grunde arbeitete ich mich hier in allen Bereichen von dunklen nach hellen Brauntönen vor. Zum Schluss setzte ich noch sehr dunkle Filter, wobei ich im Dachbereich mit dem schon beim Modell genutzten „Sun Bleach“ arbeitete.
Die nun vorher mit Heilerde bearbeitete Bodenstruktur erhielt nun nur noch einen Pigment-Überzug mit „Vietnam Earth“ und passenden Pigment-Fixer. Damit waren die Arbeiten an der Hütte auch schon abgeschlossen.
Nun lotete ich die genauen Anmaße des Dioramas aus, sägte mir die passende Pressspanplatte und Holzleisten zurecht, die schnell verleimt, verschliffen und lackiert waren.
Nachdem ich die Hütte und Palmenstämme (von Preiser und Style Design) passend positioniert hatte gestaltete ich mit Vogelsand, Heilerde und einem Holzleim-/ Wassergemisch die Bodenstruktur. Dabei wurde die spätere Wasser- und Uferrandstruktur genau so berücksichtigt, wie die Laufspuren des M29.
Nach ausreichender Trocknungszeit folgte nun die farbliche Behandlung der Bodenstruktur. Dabei kamen die gleichen Pigmente zum Einsatz, die auch schon beim M29 Verwendung fanden. Diese Pigmente wurden mit einem Pigment-Fixer angerührt und auf dem Diorama aufgebracht. Dabei wurden die dunklen Pigmente („Dark Mud“) vorwiegend im späteren Wasserbereich, sowie in den Kettenlaufspuren des M29 aufgebracht. Im späteren Wasserbereich nutzte ich noch klein geriebene grüne Pastellkreide ähnlich wie die Pigmente, um bei der späteren Wasserdarstellung mehr Abwechslung in den Bodengrund zu bekommen.
Nun setzt ich noch einige Grasbüschel und gestaltete das für üppige Vegetation typische Unterholz, welches ich mit „Sand & Gravel Glue“ (A.MIG-2012) fixierte. Zeitgleich erhielten die Palmenstämme die passende Bemalung, wobei ich hier auf helle Braun- und Grautöne zurückgriff.
Nun war die Zeit gekommen, dass dichte Buschwerk zu setzen. Dabei griff ich auf Buschwerk von Mini Natur zurück. Dieses Buschwerk fixierte ich an dünnen, getrockneten Ästchen aus Mutter Natur und stabilisiert/ verfestigte alles per Spraydose mit einem klaren Mattlack.
Nun konnte ich meine ganze Aufmerksamkeit der Wassergestaltung zukommen lassen. Den Anfang machte dabei das Schilf. Dabei griff ich auf ein Produkt von Busch zurück, mit dem sich Getreide und Schilf gestalten lässt (HO 7375). Da dieses Schilf viel zu hell und damit unnatürlich wirkte, wurde dies noch nach der Fixierung mit Sekundenkleber per Airbrush grünlich nachbehandelt. Für die eigentliche Wasserdarstellung nutzte ich das „Puddles“-Acryl von AK (AK8028). Dieses eher dünnflüssige Acryl ist eigentlich für die Darstellung von Pfützen gedacht und trocknet nicht ganz transparent, sondern grünlich ab, wodurch es sich auch hervorragend zur Gestaltung kleiner Seen gerade im Dschungelbereich etc. eignet. Da ich hier schon in der Vergangenheit bei einem anderen Projekt mit diesem Produkt sehr gute Erfahrungen gemacht hatte, ging ich auch dementsprechend unbesorgt an die Arbeit. Dabei brachte ich das Acryl in mehreren dünnen Schichten auf und führte kleinere Anpassungsarbeiten mit dem Pinsel im Bereich des Schilf und Uferrands durch. Nach Aufbringung und Abtrocknung der letzten Deckschicht wurden anschließend mit weißer Ölfarbe und Pinsel kleinere Wellen im Uferbereich simuliert.
Blieben jetzt nur noch die Palmenblätter. Diesen Schritt hatte ich mir bewusst bis zum Ende aufgespart, da ich nicht in Gefahr treten wollte, die doch großen Palmenblätter bei den schon aufgeführten Arbeiten abzubrechen oder anderweitig zu beschädigen. Die aus Papier gefertigten Blätter von Fredericus Rex und Style Design wurden mit dünnen Kupferdraht stabilisiert und anschließend grün lackiert. Dabei arbeitete ich die Blattränder in helleren Grün- und auch Brauntönen aus. Nachdem die Farbarbeiten abgeschlossen waren, wurden die Blätter noch in Form gebogen (wofür der Kupferdraht unerlässlich ist) und erhielten ihren vorgesehenen Platz an den jeweiligen Stämmen.
Damit waren die eigentlichen Arbeiten am Diorama auch abgeschlossen.
Zubehör: Natürlich sollten noch einige Accessoires das Gesamtbild aufwerten. Dafür griff ich unter anderem auf Körbe, Wassertöpfe und Krüge von Paracel Miniatures zurück. Auch im internationalen 3D-Web-Sortiment konnte ich einige dieser Items ausfindig machen. Nach passender Bemalung wurden diese Accessoires dann im Bereich der Hütte platziert.
Die Figuren: Befasst man sich mit dem Randthema „Indochina“ im Modellbau, dann fällt sehr schnell auf, dass gerade auch die Auswahl im Figurenbereich mehr als mager ist. Um hier gerade bei unsern bevorzugten Randthemen endlich dauerhaft Abhilfe zu schaffen, sind wir, also mein „Buddy“, bester Spannmann und Freund Manuel Sperber und ich dazu übergegangen, Figuren nach unseren eigenen Interessen und Bedürfnissen zu kreieren. Obwohl bei der Gestaltung dieser Figuren die eigenen idealistischen Belange im Vordergrund stehen, wollen wir diese Figuren natürlich auch anderen Modellbauern und Interessenten zugänglich machen, so dass diese Figuren in jeweiligen Sets auf unserer eigenen Website erhältlich sind.
Die von uns im 3D-Druck gestalteten Figuren wurden dabei noch mit einigen Zivilisten von Germania-Figuren ergänzt, erhielten eine Bemalung ausschließlich mit Ölfarben und konnten nach der Bemalung und Mattierung ihre Position mit dem M29 auf dem Diorama einnehmen.
Den immer feierlichen Abschluss des Projekts bildete dann die Anbringung des passenden Typenschildes.
Fazit: Während man den Bau des M29 eher als unspektakulär ohne besondere Vorkommnisse bezeichnen kann, gestaltete sich der Bau des Dioramas doch als anspruchsvoll und aufwendig. Immerhin wurden hier die Königsdisziplinen des Dioramenbaus in Form der Dschungelgestaltung (Vegetation) und Wasserdarstellung abgerufen. Arbeiten, mit denen der Gesamteindruck eines Dioramas enorm steigen, aber auch fallen kann und gerade deswegen von vielen Modellbauern gescheut wird. Zu schnell läuft man hier in Gefahr, viel mühselige Arbeit durch schlecht durchdachte und durchgeführte „Aktionen“ zu zerstören, bzw. vom Gesamteindruck stark zu schmälern. Eins sei hier aber gesagt: es ist kein Hexenwerk! Jeder, der wirklich bemüht ist, kann hier schnellstens Erfolge erzielen. Eine der Lösungen besteht in vielen kleinen Schritten zu denken und zu arbeiten. Fühlt man sich bei bestimmten Arbeitsschritten unsicher, schadet es nicht, sich an anderen kleinen Objekten auszuprobieren und zu testen. Auch schadet es nicht, hier zu Anfang kleiner zu denken. So sollte man von diversen Mammutprojekten Abstand nehmen und eher in kleineren Vignetten denken und sich so in den sogenannten Königsdisziplinen langsam einarbeiten.
Mir hat die Arbeit jedenfalls eine Menge Spaß bereitet und ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Dabei entdecke ich immer wieder meine Schwäche für das kleine Südostasien, welches doch ungemeine Möglichkeiten für viele interessante Projekte des Modell-/ Dioramenbaus bietet.
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