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LGOC Mobile Pigeon Loft 1916

W^D Bausatz im Maßstab 1/76


von Stefan Szymanski / November 2021





Zur Geschichte:

der Erste Weltkrieg war der erste industrielle Krieg, der gerade in Sachen Technologie viele neue Maßstäbe setzte. Alte, vorherige militärische Taktiken mussten als überholt und nicht mehr zeitgemäß angesehen werden. Auch war der Erste Weltkrieg die Geburtsstunde neuer Waffengattungen, wie dem Panzer, das U-Boot und dem Flugzeug.

Auch die Funktechnik steckte hier in ihren Kinderschuhen. Zwar gab es schon mobile Funkgeräte, doch waren diese recht schwer und unzuverlässig. Um hier aber eine zuverlässige Kommunikation unter den Einheiten zu gewährleisten, griff man auf ein bewährtes Mittel früherer Zeiten zurück. So sollte die Brieftaube eine zuverlässige Verbindung auf dem Schlachtfeld aufrecht erhalten. Dafür befestigte man eine kleine Kapsel mit einer Nachricht am Fuß der Taube, die dann auch über größere Distanzen den Weg zurück in ihren Taubenschlag fand. Bei einer durchschnittlichen Fluggeschwindigkeit von ca. 100 Km/h versprach diese alte, aber bewährte Methode die schnellste Art der Nachrichtenübermittlung zum Empfänger.




Die mobilen Taubenschläge wurden dabei ca. 15-20 Km hinter der Front platziert, während man die Brieftauben in speziellen Körben mit in die ersten Linien nahm. Da hier aber die Gefahr bestand, dass die Taube während der Übermittlung über dem Schlachtfeld getötet wurde, setzte man nach Möglichkeit immer mehrere Tauben mit der gleichen Nachricht gleichzeitig ein. Allein während der Schlacht an der Somme 1916 setzten die Franzosen 5000 ihrer insgesamt 25000 Brieftauben ein. Die Brieftaube wurde aber auch zu Spionagezwecken und auch zur Aufklärung eingesetzt. Dabei wurde der Taube ein kleine automatisch auslösende Kamera umgeschnallt. Die Brieftaube spielte eine so große Rolle, dass es den Belgiern im besetzten Belgien von deutscher Seite verboten wurde, Brieftauben zu halten.




Obwohl sich die Funktechnik während des Krieges dauernd weiter entwickelte, spielte die Nachrichtenübermittlung per Brieftaube weiterhin eine wichtige Rolle. So wurde einer Brieftaube sogar einer der höchsten Tapferkeitsauszeichnungen Frankreichs, den Orden „Croix de Guerre“ verliehen, als diese 1918 durch ihre Nachrichtenübermittlung eine ganze amerikanische Einheit aus einer Umzingelung und damit vollständigen Vernichtung und Gefangennahme retten konnte.

Zu Anfang des Krieges verwendete man von Pferden gezogene Anhänger als mobile Taubenschläge. Im Laufe der Zeit wurden diese Anhänger durch Doppeldecker-Busse vom Typ B ersetzt, die auch als Truppentransporter anstelle von Londons Straßen nun die Westfront befuhren. Einige dieser Busse wurden für die Verwendung als mobiler Taubenschlag entsprechend umgebaut. Dabei wurden die Sitzbänke auf beiden Ebenen entfernt, die Fenster zum Teil mit Brettern verschlossen und die obere Etage mit seitlichen Drahtgeflecht-Kästen versehen. Die nun für die Taubenhaltung optimierten Busse konnten so bis zu 75 Brieftauben aufnehmen. Insgesamt verfügten die Briten während des Ersten Weltkriegs über zwei Taubenschläge pro Division.




Der W^D-Kit: bei dem W^D-Kit handelt es sich um einen Resinbausatz. Dabei weisen alle Bauteile zwar die typischen Angußblöcke auf, die immer mit viel Aufwand zu entfernen sind, zeigen dafür aber keinerlei Verzug auf, was bei Resinbausätzen nicht immer unbedingt üblich ist. Mit einem Fotoätzteil-Bogen lassen sich unter anderem die seitlichen Verschläge fertigen. Die Bauanleitung ist hier sehr einfach gehalten und bezieht sich auf diverse Bilder des Bauzustands. Man kann diese Bauanleitung nicht unbedingt als wirkliche Anleitung sehen, gerade auch, weil hier einige Bauteile einfach nicht aufgeführt sind. Hier ist definitiv Erfahrung und Mitdenken angesagt. Einen passenden Decalbogen, sowie Klarsichtfolie zur Darstellung der Verglasung in der unteren Sektion sucht man leider vergeblich.




Bau des W^D-Kits:

zu Anfang fühlt man sich bei der Fülle an Bauteilen und der doch sehr einfachen Bauanleitung ziemlich überfordert. Also brachte ich erst mal Ordnung ins System, verputzte die Bauteile und glich diese mit der Stückliste der Bauanleitung ab. Dabei stellte sich schnell heraus, dass einige Bauteile zwar in der Stückliste aufgeführt waren, aber in der Bauanleitung keinerlei Berücksichtigung fanden. Man musste sich hier also Stück für Stück rein arbeiten. Als Hilfe und Anschauungsmaterial dienten mir hier diverse Original-Bilder und der gleichnamige Roden-Kit (1/72), den ich kurz zuvor gebaut hatte.




Hatte man einmal den Anfang gefunden, ging die Arbeit eigentlich sehr zügig voran. Diverse Lufteinschlüsse (immer wieder typisch für Resin-Teile) wurden dabei verspachtelt und verputzt. Zum Biegen der Fotoätzteile (seitliche Verschläge) verwendete ich eine Biege-Hilfe von MasterTools, mit der am besten eine akkurate Biege-Arbeit zu bewältigen ist. Keine billige, aber lohnenswerte Anschaffung, um Herr über diverse Abkantarbeiten zu werden. Die Problematik mit den seitlichen Verschlägen mit Maschendrahtgitter wurde hier mit den Fotoätzteilen hervorragend gelöst.




Lediglich die Lösung am vorderen Verschlag fand ich eher unglücklich. So müssen hier die benötigten Ätzteile seitlich von außen angebracht werden. Das deckt sich nicht mit dem Original und versprach Problematiken bei der späteren Farbgebung. Besonders kniffelig gestaltete sich der Zusammenbau der hinteren Treppe. So fixierte ich diese auch direkt am Unterbau, um die nötigen Fixpunkte besser zu finden. Ich teilte dabei den Kit in fünf Baugruppen ein (Unterbau mit Treppe, Aufbau, seitliche Verschläge und vorderer Verschlag), um die folgenden Lackierarbeiten leichter gestalten zu können.




Farbgebung des W^D-Kits:

leider fehlen dem Bausatz die passenden Decals. Fündig wurde ich hier aber bei der Konkurrenz von Roden mit dem gleichnamigen Bausatz. Da der Decalbogen des Roden-Kits zwei Varianten ermöglicht, die Version von 1918 schon beim Roden-Bus Verwendung fand, blieb hier noch die Zwei-Farben-Variante von 1916/ Westfront, die ich aber auch so oder so für das W^D-Modell bevorzugt hätte. Zwar beziehen sich die Decals auf ein 72iger Modell, doch waren die Differenzen zu einem Modell in 1/76 in meinen Augen verkraftbar. Nach Sichtung diverser Original-Bilder (auch von hervorragenden Restaurierungen eines Typ B Busses) fixierte ich mich auf ein Grün-Braun mit weißer Absetzung.




Die Schwierigkeit war nun, genau diesen Grün-Braun-Farbton zu finden. Fündig wurde ich hier bei Mission Models mit MMP-017 „Green-brown“. Die Lackierungsarbeiten konnten also beginnen. Den Anfang machte hier der hellste Farbton in Form von weiß. Anschließend wurde der benötigt weiße Bereich komplett abgeklebt, bevor die Farbgebung in Grün-Braun folgte. Kleinere Farbarbeiten wurden nun mit dem Pinsel durchgeführt, bevor nach einer Versiegelung mit Glanzklarlack die Decals folgten. Nach einer weiteren Versiegelung der Decals folgten nun sehr dezente Alterungsarbeiten, wobei gerade das blühende weiß ein wenig gebrochen wurde.




Mit einem Filter wurden den Farben weiter ein wenig die Farbkraft genommen. Mit einem dunkelbraunen Washing konnte ich dem Modell ein wenig mehr Tiefe verleihen. Natürlich sollte hier auch nicht der Taubendreck fehlen. Mit Zahnstocher, sowie weißer und dunkelgrauer Farbe bearbeite ich hier großzügig den Dachbereich des Modells. Den eigentlichen Abschluss der Farbarbeiten bildete die Versiegelung mit einem matten Klarlack.

Nun musste nur noch der untere Fahrbereich des Modells mit erdfarbenen Pigmenten bearbeitet werden. Um die authentische Farbgebung der Pigmente zu behalten, sollten diese nach Möglichkeit eben nicht versiegelt werden. Gerade helle Pigmente neigen dabei dazu, komplett wieder zu verschwinden. Dementsprechend folgte dieser Schritt nach der Mattierung. Mit einem leichten Einnebeln mit Tamiya „Buff“ waren damit die Farbarbeiten am Modell komplett abgeschlossen.




Finale Arbeiten am W^D-Kit:

leider liegt dem Kit keine Klarsichtfolie für die Fenster bei. So griff ich auf eigene Restbestände zurück, schnitt mir die Folien passend zu recht und brachte diese an den vorgesehenen Stellen an. Anschließend konnte nun die obere mit der unteren Sektion verklebt werden. Nun war es Zeit für die ersten Tauben. Dabei griff ich sowohl auf Tauben des gleichnamigen Roden-Kits, sowie auf einen Nikolai-Set zurück.




Ein Teil der ca. 2mm großen Tauben verklebte ich im einsehbaren Bereich des Taubenschlags. Der andere Teil sollte im Außenbereich, gerade auf dem Dach seinen Platz finden. Die Montage der seitlichen Verschläge gestaltete sich noch ein wenig schwierig, gerade im Zusammenhang mit den unteren Haltebügeln. Doch war auch diese Hürde schnell genommen und ich konnte mit der Montage der Räder das Modell zum wohlverdienten Abschluss bringen.




Bau des Dioramas zum W^D-Kit:

bei den Grundarbeiten ging ich hier genau so vor, wie beim Diorama für das Roden-Modell. Da ich den Bus von W^D auch im Außenbereich mit Tauben „geschmückt“ hatte, hatte ich hier eine stationäre Szene in einer idyllischen Umgebung im Kopf. Einer der Hauptkomponenten war hier eine Ruine von Airfix. Diese Ruine, dessen Release mittlerweile über 45 Jahre zurück liegt, konnte mich schon als Kind begeistern und sollte nun auch einen mittlerweile in die Jahre gekommen Kind (zum Zeitpunkt des Baus immerhin schon 52 Jahre alt) wieder viel Spaß bereiten. Ich muss dabei erwähnen, dass mir gerade diese Ruine von Airfix von den Proportionen und Details ungemein gefällt und viele Möglichkeiten für diverse Umgestaltungen bietet, doch leider ist dieser Set „Forward Command Post“ offiziell nicht mehr erhältlich, was ich sehr schade finde. Man sollte also immer zugreifen, wenn man diesen Set auf diversen Messen oder auch im Internet habhaft werden kann. Eine andere und auch bessere Möglichkeit wäre natürlich, wenn Airfix sich dazu entschließen könnte, Sets dieser Art neu aufzulegen. Ich wäre hier jedenfalls ein willkommener Abnehmer.




Ich nahm bei dieser Ruine nur leichte Änderungen vor. So passte ich diese ans Diorama an, verpasste dem Kamin eine passende Abdeckung und baute den zerstörten Dachstuhl noch ein wenig aus. Farblich erhielt die Ruine eine helle Grundierung, die der Farbgebung des damaligen Putzes stark ähnelte. Mit Ölfarben gestaltete ich nun jeden einzelnen Ziegel. Eine mühselige Arbeit, wobei ich hier immer wieder die Farbtöne leicht änderte, um eine farblich unterschiedliche Farbstruktur zu erhalten.




Nachdem alle Farbarbeiten erledigt waren, kam nun noch ein hellbrauner Filter zum Einsatz, um damit eine Harmonisierung der unterschiedlichen Farben zu erzielen. Ebenfalls mit Ölfarben setzte ich nun noch einige Schlieren, bevor ich die ganze Ruine mit einem Mattlack („Ultra-Matt“ von Ammo/ A.MIG-2050) versiegelte. Ähnlich ging ich auch beim „Stillen Örtchen“ (Wooden Latrine) und der Wasserpumpe vor. Beides Kits des Dioramenbaus von Kleinserien-Herstellern, die schon seit Ewigkeiten in meinen Schubladen schlummerten und nun endlich Verwendung fanden.




Auch bei der Bodengestaltung ging ich ähnlich, wie beim Roden-Diorama vor. Nur müsste ich hier mit Hilfe von Balsaholz den Holzboden der Ruine gestalten. Für die Struktur des Holzbodens nutzte ich hier eine Reissnadel. Nachdem ich die Ruine ins Diorama eingearbeitet hatte, wurde hier noch großzügig Schutt verteilt. Anschließend erfolgte die Farbgebung, auch hier mit Pigmenten.




Nun war es Zeit für die Vegetation. Auch hier fanden die schon weiter oben beschriebenen Produkte ihre Verwendung. Zuzüglich gestaltete ich den äußeren Kaminbereich der Ruine mit Efeu von FredericusRex. Eine sehr kniffelige Arbeit, gerade im kleinen Maßstab, wobei man ruhige Hände und starke Nerven braucht. Das Ergebnis lohnt aber auch hier die mühselige Arbeit.

Zu guter Letzt folgte wieder der „Schuss“ Tamiya „Buff“. Danach setzte ich mit „Wet Effects“ von MIG noch einige nasse Akzente im Bereich der Pumpe.




Das Clyno-Motorrad:

Melder, vorwiegend auf Motorrädern, arbeiteten hier eng mit den jeweiligen Brieftauben-Stationen zusammen, transportierten die Brieftauben zu den jeweiligen vorderen Linien oder brachten die neusten Meldungen der Brieftauben zu den diversen Befehlsstellen.

So bietet sich die Kombination des Clyno-Motorrads mit dem LGOC (beides von W^D) regelrecht an. Der W^D-Set beinhaltet dabei zwei Motorräder, die sich aus Resin- und Ätzteilen zusammen setzen. Der Bau gestaltete sich dabei sehr kniffelig. Die Bauteile sind dabei von hervorragender Qualität, doch liegt hier die Herausforderung eindeutig in der „Größe“ und des damit eng zusammen hängenden schwierigen Handlings.




Die Figuren:

bei den Figuren griff ich ausschließlich auf Sortimente von W^D zurück. Mit den Figuren des Herstellers hatte ich schon bei vergangenen Arbeiten sehr gute Erfahrungen gemacht. So weisen die Figuren eine hervorragende Detaillierung auf. Zudem hat man hier immer die Wahl, zwischen verschiedenen Köpfen (mit Helm oder Mütze) zu wählen.




Nach der Bemalung wurden die Figuren noch mattiert und versiegelt, bevor diese ihren vorgesehenen Platz auf dem jeweiligen Diorama erhielten.




Fazit:

wie man erkennen kann, habe ich die Kits von Roden und W^D zeitgleich gebaut (siehe auch Baubericht zum Roden-Modell). Beide Kits (Roden und W^D) bieten hier die Basis für Außergewöhnliches. So heben sich diese mobilen Taubenschläge doch deutlich und wohlwollend von anderen Kits des Militär-Modellbaus ab. Beide Kits haben dabei ihre jeweiligen Stärken und Schwächen und benötigen eine doch stark erhöhte Aufmerksamkeit, was diese für Einsteiger und Anfänger eher ungeeignet macht.

Zwar muss man sich gerade beim W^D-Kit durch die doch sehr einfache und überschaubare Bauanleitung nahezu in den Kit rein arbeiten, doch lässt sich dieser zumindest komplett aus der Schachtel bauen. In der Zusammenfassung ist der W^D-Kit also mein Favorit.

Egal, welche Wahl man hier trifft und wie mühselig sich die Arbeit auch gestaltet, dass Ergebnis belohnt für die Mühen. So heben sich Modelle dieser Art deutlich von herkömmlichen Panzer-Modellen ab und fallen eben durch ihre Außergewöhnlichkeit direkt ins Auge...



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